Robert Andreas Dallwitz aus Berlin ist seit elf Jahren mit seinem Fahrrad und Anhänger unterwegs. Eine Vorliebe hat er für die Ostseeküste.
Er braucht kein Fernsehen, kein Sofa und keinen Backofen. Was er braucht sind gute Bänder, Schnüre und wasserdichte Planen, Ersatzräder, Pflaster, Zahnbürste und Seife, ein bisschen Brennmaterial für seinen Kocher, Kleingeld für Brot, Kaffee und Bouletten und ein ruhiger Platz zum Schlafen. Robert Andreas Dallwitz (59) stammt aus Berlin-Steglitz und ist seit elf Jahren unterwegs. Der gelernte Steinsetzer ist ein mobiler Obdachloser, der gerne Gelegenheitsarbeiten übernimmt und sich nicht vorstellen kann, seinen selbstgebauten Schlafanhänger gegen eine Obdachlosenunterkunft wie in der Ostlandstraße zu tauschen. „Ich möchte frei sein, in dem, was ich tue“, sagt Dallwitz, für den der Weg das Ziel ist. Mit seinem Mountainbike und dem auffälligen Wohnanhänger durchkämmt er Deutschland von Ost nach West und Nord nach Süd. Vor wenigen Tagen war er wieder in Eckernförde, einer Stadt, die er mag.

Berliner nuscheln für gewöhnlich ohnehin etwas, verstärkt wird das Ganze derzeit noch durch eine Zahnprotese, die Robert Dallwitz im Mund hat – das sorgt für zusätzliche Dissonanzen. Aber immerhin: Er lässt sie machen, krankenversichert ist der Mann, der allen Wetterlagen trotz und eigentlich ganz zufrieden ist mit dem, was er hat und macht. „Das Leben ist kurz“, sagt Dallwitz, der die Freiheit und das zwanglose Leben liebt. Dafür nimmt er auch in Kauf, von der Hand in den Mund zu leben, und mit 13 Euro Tagesgeld, das ihm in den Jobcentern ausgezahlt wird, auszukommen. Ein Leben auf finanzieller Sparflamme, auf dass sich der Durchfahrende eingerichtet hat. Für Grundnahrungsmittel reicht’s so eben, Alkohol beispielsweise ist da nicht drin. „Ich beklage mich nicht“, sagt der 59-Jährige.
Einen konkreten Anlass, sein bürgerliches Leben in Berlin durch das eines Nicht-Sesshaften einzutauschen, gab es nicht, berichtet Dallwitz. Kein Schicksalsschlag, es war seine freie Entscheidung. „Ich war schon immer ein Spinner“, räumt er augenzwinkernd ein. Einen Anlass, sein Leben zu ändern, sieht Robert Dallwitz nicht. Solange er gesund bleibt und sein Fahrrad intakt, wird er weiter durch die Republik touren und vor allem im Sommer die Ostseeküste von Polen über Usedom bis Eckernförde rauf und runter fahren. „An der Nordsee ist es mir zu windig“, sagt er.
Über 15 000 Kilometer ist er mit seinem Gespann schon gefahren. Was ihm sehr fehlt, ist sein treuer Mischlingsrüde „Norman“, der ihn von Anfang an begleitet hat. Dallwitz hat sogar seinen Schlafanhänger mit seinem Hund geteilt, dem er eine Ecke seiner Schlafstätte abgetreten hat. Vor fünf Jahren ist der Mischlingsrüde an Krebs verstorben. Vielleicht wird irgendwann wieder ein Vierbeiner an Dallwitz’ Seite sein.
Doch im Moment geht’s auch so. In Eckernförde hat er sich unter anderem den Gallbergwald hinterm Segelclub als Nachtasyl ausgesucht. Und wenn ihm danach ist, wickelt Dallwitz sein aufwändig verstautes Schlauchboot aus und fährt darin eine Runde auf der Ostsee. Die Fahrraddecken mit Spikes, die ebenfalls an seinem Gespann verzurrt sind, braucht er erstmal nicht. „Mir gefällt es in Eckernförde. Ich wünsche der Stadt und den Menschen einen schönen Sommer und viel Spaß“, sind seine Abschiedsworte. Wie lange er bleibt, und wohin es ihn dann treibt, entscheidet Robert Andreas Dallwitz ganz allein.


Bild + Text: www.shz.de